Distale Humerusfraktur
Präoperative Abklärung
- Exakte Weichteilbeurteilung
- Offene Frakturen: Antibiose, Fotodokumentation, Betadinekompressen
- Ausführliche Erhebung der peripheren Neurologie
- Röntgen Ellbogen in 2 Ebenen (ap/seitlich)
- bei intraartikulären Frakturen Computertomographie Ellbogen
Präoperative Massnahmen
- Ruhigstellung in dorsaler Oberarmschiene, Gelenküberbrückender Fix Ex oder Gilchrist
Spezielle Aufklärung:Nervenläsion N. ulnaris, N. radialis
- H.O. mit ggf Arthrolyse
- Funktionseinschrankungen mit ggf. Arthrolyse
- OSME
- sonst übliche Risiken von Osteosynthesen
Indikation zur konservativen Behandlung
- nur bei Vorliegen von schwerwiegenden Kontraindikationen oder undislozierten Frakturen älterer Patienten. Durch die notwendige 6-wöchige Ruhigstellung massive Bewegungseinschränkungen unvermeidbar.
indication zur operativen Behandlung
- Offene Reposition und Osteosynthese der distalen Humerusfraktur des Erwachsenen ist Goldstandard zwingend bei Gefäss-Nervenverletzungen primär nur die Versorgung des Weichteildefektes mittels primärem Wundverschluss oder Vakuumversiegelung und die Anlage eines Fixateur externeBei offener Fraktur oder beim polytraumatisierten Patienten:
- Ziel der operativen Versorgung:
- Wiederherstellung des Weichteilmantels
- stabile Verbindung zwischen Epiphyse und Diaphyse
- stabile Rekonstruktion der Gelenkfläche
-
- damit ermöglichte funktionelle Nachbehandlung : Funktionalität des Ellenbogengelenks bewahren
Klassifikation / Interpretation
Operative Versorgung
13-A1 Schraubenosteosynthese
13-A2/3 Schrauben und Plattenosteosynthese
13-B1-3 Schrauben und Plattenosteosynthese
13-C1-3 Doppelplattenosteosynthese 3.5mm LCP distal humerus plate, orthogonal, paralell bei sehr distalen Frakturen und Osteoporose
Zugang alle AO Typ A,B,C Frakturen: https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00064-016-0474-4
-
- Ulnar und radial des M. Triceps bei fehlender Gelenkbeteiligung (hohe AO 13 A.2 und A.3 Frakturen hoher einfacher Y Fraktur AO 13 B2, C1)
- Olecranonosteotomie (Chevron bei C3 Frakturen) bei C1,C2 Frakturen ev. Lediglich Olecranontip OT
OP-Anmeldung
Lagerung: Bauch/Seitenlage, Schultertisch +Armzusatztisch
Antibiotikaprophylaxe mit Kefzol, Blutsperre steril, Gebrauch gem Operateur
BV
Postoperative Nachbehandlung
Thromboembolieprophylaxe (gem. Schema)
postoperative Röntgenkontrolle Ellbogen ap/seitlich ohne Schiene, ggf CT beim intra-artik. Frakturen
postoperative Kontrolle der Neurologie
Ruhigstellung postop: 2 Tage Oberarmschiene dorsal ohne Handgelenkseinschluss, Mitellaschlinge bei Bedarf
Redon im Prinzip nicht (fälls nötig max 48 h)
Hospitalisationsdauer: ca. 5 Tage
H.O. Prophylaxe (Indomethacine oder analoges NSAR) bei gleichzeitigem Schädel Hirn Trauma
Physiotherapie (vgl. Schema)
Mobilisationsbeginn: 24 h postop
Mobilisation Ellbogen aktiv assistiv hubfrei für 6 Wochen
sofortige Beübung Schulter und Handgelenk
nach Hospitalisation
Wundkontrollen beim Hausarzt
Keine Oberarmgipsschiene
Fadenentfernung 12-14Tage beim Hausarzt oder Operateur
Physiotherapie aktiv-assistiv, während 6 Wochen hubfrei
Arbeitsunfähigkeit :
- mindestens 2 Wochen bei Patienten mit PC arbeit
- bei belasteter körperlicher Tätigkeit: mindestens 6 Woche
Nachkontrollen: 6, 12, 24 Wochen mit Röntgen Ellbogen ap/seitl, AO Kontrolle nach 12 Monaten
Metallentfernung nicht obligat nach 12-18 Mt
Pitfalls
Schulter und Handgelenk nicht unnötig ruhigstellen. Frühfunktionelle Therapie des Ellbogen ist entscheidend, da eome rasche Bewegungseinschränkung die Folge ist!!!!
Referenz
Beeres FJP, Oehme F, Babst R.
Distale Humerusfraktur – Zugänge und Erweiterungen.
Operative Orthopädie und Traumatologie 2017
https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs00064-016-0474-4
Autoren
Dr. med. Frank Beeres, Prof. Dr. Med. Reto Babst
Luzerner Kantonsspital 11/2018